Helmut W. Karl: Portrait

 Helmut W. Karl

Frischer Geist in alte Flaschen


Um vieles gescheiter geworden!

Zu dem, was ich über unsere "Demokratiepraxis", "unsere Kultur" und meine Gegner in der achten 7-Jahresperiode meines Lebens lernen konnte, habe ich mich schon ausführlich in der Schilderung dieses Lebensabschnittes geäußert. Aber es gibt auch eine persönliche, gewisser Maßen mein inneres Weltbild betreffende Seite: Was habe ich persönlich für mein eigenes Leben gewonnen?

Welche Zusammenhänge habe ich aus den Ereignissen (und deren Umständen) erkannt?

Lassen Sie mich dazu mit einem Blick auf's größere Ganze beginnen. Es gab in meinem Leben zwei Phasen, in denen ich beruflich recht erfolgreich und insgesamt recht glücklich war.

Da war zuerst (in der 7-Jahresepoche bis zum 35. Lebensjahr) mein "erlernter Beruf" als Techniker und Elektroniker, in dem ich als Autodidakt zum gut bezahlten Systemdesigner und Systemprogrammierer aufgestiegen bin. Obwohl ich von großen familiären Problemen belastet war, war ich beruflich "im Klee" und glücklich.

Hier gab es keinerlei "böses Ende" oder "schlimmes Erwachen". Völlig aus eigenen Stücken (und aus neuen Einsichten) habe ich diesen Beruf aufgegeben, weil ich keine wirkliche Entwicklungsmöglichkeit gesehen habe, und mir etwas Wertvolleres in den Sinn gekommen war: Die neue Lernkultur.

(Dies ist zeitlich gesehen nicht ganz korrekt, denn tatsächlich habe ich mich ja für ein pädagogisches Studium entschieden. Die "neue Lernkultur" kam mir erst drei Jahre später in den Sinn, sie war aber ganz gewiss bereits beim Entschluss für das Studium im Keim vorhanden.)

Dann war (zwischen 38. und 56. Lebensjahr) mein "zweiter Beruf", in der Tat mein "Traumberuf", meine Berufung als Pädagoge, Forscher und Autor (von Lehrmitteln). Dies waren möglicher Weise die glücklichsten, auf jeden Fall aufregendsten Jahre meines Lebens, denn nie zuvor war ich innerlich so sicher, mich für ein wirklich wertvolles Ziel einzusetzen - "wertvoll" nicht in Dimension von € oder $, sondern in Dimension von "Nutzen für den Menschen".

Die erste Erfolgsphase war finanziell für mich eine "gemähte Wiese", die zweite aber verlangte mir Einsatz in Form von "Mähen" und "Einfahren" ab - ich musste mich um mein "Heu" selbst kümmern ... ich bekam es nicht wie vorher regelmäßig "nach Hause geliefert" (gutgeschrieben).

War meine "angeborene" Einstellung, dass das "Geld schon stimmen" würde, solange ich gute Leistung erbringe, falsch? Nein ... ganz und gar nicht!

Es gab Zeiten, in denen wir mit dem Institut in einem Monat mehr verdienten, als ich als Arbeitnehmer je verdient hatte. Aber es gab auch Zeiten, in denen kaum genug anfiel ... ich musste lernen, mein Geld viel weiträumiger zu planen. Das fiel mir nicht schwer, aber es hat einige Zeit gedauert, bis ich das erkannt hatte.

In dieser Hinsicht hatte ich als "Unternehmer" anfangs genau so agiert, wie ich als "Arbeitnehmer" agiert hatte. Dass hier völlig unterschiedliche Voraussetzungen eine Rolle spielten, wurde mir erst im Zuge der Erfahrungen klar. In dieser Zeit wurde die Betrachtung für mich wichtig, das Leben als etwas "Veränderliches" zu erkennen, dessen Qualitäten ich sorgsam beachten muss.

Dennoch - der eigentliche Lohn für meine Tätigkeit war in all den Jahren die Freude über die Erfolge, die wir für unsere Kunden erzielten - mein Einsatz, mein Denken und meine Aufmerksamkeit galt diesem Ergebnis ... das Finanzielle war für mich zweitrangig.

Welche Lehren habe ich für mich aus den Ereignissen (und deren Umständen) gezogen?

Zu einem wichtigen Aspekt für meine Lebensführung wurde die Beachtung von "Lebenslagen". Was meine ich mit Lebenslagen? Lassen Sie mich es bitte anhand eines Beispiels schildern:

Stellen Sie sich vor, Sie seien mit dem Fahrrad unterwegs. Je nach Gegend, die Sie durchreisen, werden Sie gewiss Ihren "Reisemodus" verändern:

Geht es eben auf guter Straße dahin, werden Sie vermutlich einfach dahin radeln und es sich gut gehen lassen, die Gegend und das Fahren genießen.

Geht es aber - mehr oder weniger steil - bergauf, werden Sie Ihren "Reisemodus" ändern: Sie werden auf eine kleinere Übersetzung zurückschalten und schneller, kraftvoller treten, oder vielleicht gar absteigen und das Fahrrad schieben.

Geht es - mehr oder weniger steil - bergab, werden Sie das Rad vielleicht einfach laufen lassen, oder der Straße angepasst die Fahrt abbremsen.

Es ist offensichtlich, dass Sie sich in jedem Augenblick Ihrer Reise in irgend einer "Gegend" aufhalten, und den Bedingungen dieser Gegend sich in einem entsprechenden "Reisemodus" befinden bzw. einen solchen wählen. Auch Rasten und Übernachten sind dabei natürlich eingeschlossen.

Nun ... diese verschiedenen "Gegenden" nenne ich, auf den Verlauf des Lebens übertragen, "Lebenslagen", und die entsprechenden "Reisemodi" zugehörige Handlungsweisen. Im Leben gibt es eben auch wie bei einer Radtour verschiedene Umstände (entsprechend den "Gegenden"), welche nach entsprechenden Handlungsweisen (entsprechend den "Betriebsmodi") verlangen.

Genau wie während der Reise betrachte ich mich in jedem Augenblick meines Lebens in einer ganz bestimmten Lebenslage mit eigenen unverwechselbaren Merkmalen (oder Umständen), die - so wie der Umgang mit dem Fahrrad bestimmte "Reisemodi" verlangt - unterschiedliche Handlungsweisen verlangen. Jede diese unterschiedlichen Handlungsweisen nenne ich "Handlungsschema", weil sie eine grundsätzliche Vorgehensweise (eben ein Schema, nach dem vorzugehen ist) nennen.

Erkennt man die Merkmale einer Lebenslage nicht oder beachtet man sie nicht, dann ist fast zwangsläufig die Folge, dass man die herrschende Lebenslage nicht optimal "meistert", weil man einem unangepassten Handlungsschema folgt. Im Vergleich zur Radtour wäre das zum Beispiel, dass man bei steiler kurvenreicher Bergabfahrt das Rad "einfach laufen ließe".

Was verstehe ich unter "optimal meistern"? Aus meiner Sicht gibt es hier nur eine einzige Antwort: "Optimal" habe ich eine Lebenslage nur dann gemeistert, wenn mich meine Handlungen in eine spürbar bessere Lebenslage gebracht haben.

Eine Lebenslage gerade mal "aufrecht zu erhalten" kann für mich nie optimal sein, weil für mich offensichtlich ist, dass in dieser Welt ganz und gar nichts "gleich bleibt" - etwas wird entweder weniger oder mehr - nichts kann auf Dauer gleich bleiben und eird -ohne Leben - weniger. Oder eine sehr schlechte Lebenslage gerade noch vermieden zu haben, also wie man sagt "die Kurve noch gekratzt" zu haben, kann ich auch nicht als optimal ansehen - das hat schon eher den Hauch von Gefahr an sich.

(Ich meine sogar, dass das "kapitalistische" Streben nach Wachstum seine Wurzeln in dieser Neigung hat: Nur Wachstum ist optimal, weil lebendig. Allerdings hat dieses besondere Streben längst die "natürliche Neigung" verlassen und ein krankhaftes Streben - ähnlich dem Krebs in der Natur - angenommen. Die von Menschen "gezüchtete Pflanze Kapitalismus" halte ich nicht für ein lebensfähiges "Geschöpf", sondern eine Art Ungetüm, das seine Lebensgrundlage "auffrisst". Was wir in unserer Zeit im Hinblick auf die weltweite Wirtschaft erleben, bestärkt mich nur in dieser Meinung.)

Es geht mir also darum, meine Lebenslage (oder die meines Betriebes etc.) zu verbessern - das muss nicht unbedingt heißen, dass ich meinen Reichtum grenzenlos ausweiten muss, aber doch, dass ich einen gewissen, mehr oder weniger bescheidenen "Wohlstand" schaffen möchte, welcher auch "wachsen kann" in einem stärkeren Ausmaß, als er durch Einflüsse von außen verliert.

Der Schwund an Wohlstand ist - zumindest in unserer Welt wie sie ist - unvermeidlich. Gäbe es also gar kein Wachstum, dann wird Armut unvermeidlich: Bleibt das Wachstum kleiner als der Schwund, dann schwindet der Wohlstand unweigerlich dahin und Armut ist die Folge, ihr letztes Ergebnis ist "verhungern" und der Tod.

Ich will an dieser Stelle nicht "die" und alle möglichen Lebenslagen erörtern, aber doch jene, die in den hier behandelten Epochen meines Lebens eine wichtige Rolle im Erkenntnisprozess spielten. Denn ich bin überzeugt:

Hätte ich meine jeweilige Lebenslage rechtzeitig und richtig erkannt, hätte ich entsprechend gehandelt, wäre vieles völlig anders verlaufen. Und ich möchte hier gleich anmerken, dass ich zu jener Zeit durchaus mit dem Konzept von Lebenslagen vertraut war, aber trotzdem einer folgenreichen Fehleinschätzung aufgesessen bin.

Betrachten wir zunächst eine Lebenslage, der ich die Bezeichnung "normale Entwicklung" (oder wenn Sie wollen, "gesunde Entwicklung") geben möchte. Ich sehe sie (wie vieles andere auch) als natürlichen Teil des Lebens "an sich", denn Leben war für mich immer ein "Vorbild" und "Lehrmeister". Wie verläuft das "ganze Leben" eines Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze - einfach eines jeden Lebewesens?

Jedes Lebewesen durchläuft (nach der Geburt) eine Wachstumsphase, die in der Reife-Phase in eine mehr oder weniger lange "Zeugungs- oder Schöpfungsphase" übergeht, der sich irgendwann ein Verfall ("Schwund") in Richtung Tod nähert und es schließlich stirbt. (Wer ausreichend Phantasie hat, wird diesen Gang der Dinge auch in allem anderen, zum Beispiel bei Betrieben, erkennen.)

Worauf ich hier vorerst Ihre Aufmerksamkeit richten möchte, ist die Wachstumsphase, denn Reife und Verfall haben ganz deutlich andere, zur Wachstumsphase sehr unterschiedliche Merkmale. Was ich hier als Lebenslage "normale Entwicklung" bezeichne, ist die Wachstumsphase, die der Reife (Zeugungs- oder Schöpfungsphase) vorausgeht.

In meinem Leben (oder - wenn Sie wollen: beim Menschen) ist es die Zeit bis zur selbständigen Berufsausübung einschließlich der Zeit, die dem erreichten Wohlstand unmittelbar vorausgeht. Betrachten Sie einfach Ihr eigenes Leben!

Was sind die im Grund immer wiederkehrenden "grundsätzlich wichtigen Aktionen"? Eigentlich gibt es nur eine Regel mit zwei Unterregeln:

  • Bleib unbeirrt auf dem begonnenen Weg!
  • Sollte es mal schlechter gehen, finde die Ursache und stelle sie ab!
  • Und sobald es besser geht, finde heraus wodurch und bestärke dies!

Ist es nicht leicht nachvollziehbar? Würde man bei Schwierigkeiten (oder Erfolgen) den eingeschlagenen Weg gleich verlassen, woran wollte man sich orientieren? Doch nur an Zu- oder Glücksfällen, an Missgeschicken oder am "guten Rat" anderer - die aber allesamt nicht in unserer Haut stecken.

Aus einem Zufall (oder Glücksfall) einen neuen Weg abzuleiten kann - ohne genaue Untersuchung - ganz bestimmt nicht auf Dauer erfolgreich sein, das erscheint schlüssig. Aus einem Missgeschick dasselbe zu tun, kann ebenso offensichtlich nicht sicher ans Ziel führen. (Von Thomas Edison wird berichtet, dass er über Tausend Fehlversuche unternommen hatte, bevor er eine brauchbare Glühlampe baute. Wir hätten möglicher Weise in den letzten Hundert Jahren dunkle Abende noch bei Kerzenlicht verbringen müssen, hätte er nicht diese einfachen Regel befolgt!)

Ebenso: Würde man "schlechtere Ergebnisse" unbeachtet lassen, dann könnten sie sich leicht sammeln und das Leben ständig schwerer machen. Und würde man "bessere Ergebnisse" unbeachtet lassen, dann gäbe es kaum eine erfolgreiche Verbesserung - das Leben fiele zurück in die Zufälligkeit von Glücksfall oder Missgeschick. Wir haben doch nur die Ergebnisse unsere Tuns als Maßstab für die Einschätzung unseres Tuns! Ausgenommen natürlich, wir halten uns für einen allem Unbill schutzlos ausgesetzten (zu eigenem Handeln unfähigen!) Spielball des "Schicksals".

Beachtet man jedoch diese "logische" Konsequenz, ganz egal, ob es sich um Schulbildung, Berufstätigkeit oder einfach die ganze Lebensführung handelt ... man wird sich unweigerlich mit einer ständig besser werdenden Lebenslage belohnt sehen - vorausgesetzt, der "eingeschlagene Weg" war der richtige!

In meinem Leben hat sich irgendwann herauskristallisiert, dass der ursprünglich eingeschlagene Weg nicht ganz der richtige war - ich war ja in einer Art Sackgasse angelangt: Meine Berufstätigkeit hatte etwas an Reiz verloren und die Aussichten auf neue, größere und vor allem für mich interessantere Projekte waren gering.

Der Wechsel auf einen neuen, besseren Weg war im Grunde nichts anderes als "die Ursache (für die Sackgasse) finden und abstellen". Dass ich damit auch eine neue Lebenslage herbeiführte, ist logisch, doch brauchen wir das hier nicht weiter erörtern: Ich kam ja im neuen Beruf abermals in der Lebenslage "normale Entwicklung" an.

Nie zuvor war mir so deutlich vor Augen, dass diese (oben genannte) Regel untrennbar mit der Lebenslage "Normale Entwicklung" verbunden ist. Jeder einzelne Lehrgang, den ich im Rahmen unseres Instituts entwickelte und jedes einzelne Projekt folgte unübersehbar diesem "Handlungsschema": War ein Lehrgang fertig gestellt und folgten ihm Schüler (unsere Kunden), dann fühlte ich mich täglich gefordert, auf jede kleinste Schwierigkeit zu achten, ihre Ursache zu analysieren und nach Abhilfe zu suchen.

Auf diese Weise erfuhr jeder unserer Lehrgänge eine Menge von Revisionen mit dem Ergebnis, dass die Schüler immer schneller voran kamen und bessere Erfolge erzielten.

(Natürlich gab es auch vereinzelt Revisionen, die sich als Fehlurteil herausstellten und schnellstens rückgängig gemacht wurden. Der vorherige Revisionsstand musste also sofort wieder hergestellt werden. Viel zu oft führt die Unterlassung dieses einfachen Schrittes zu immer verworrener werden Revisionen, dass man im Volksmund von "Verschlimmbesserung" spricht.)

Nicht nur die Lehrgänge folgten diesem "Handlungsschema", auch der ganze Betrieb des Instituts wurde so geführt, was unweigerlich zu einem stetigem Wachstum (an Kunden, Umsätzen und Gewinn) führte.

Natürlich ist an dieser Stelle eine Frage berechtigt, sie drängt sich ja geradezu auf: "Wenn es immer besser ging, warum zerfiel das Unternehmen dann am Ende?" Die Antwort ist einfach und klar: Der Hauptgrund für das schließliche Versagen war NICHT der "böse Feind", der es kaputt machen wollte, es war meine inkorrekte Einschätzung der wahren "Lebenslage" unseres Betriebes und meiner eigenen! Und zwar auf folgende Weise:

Weiter oben habe ich gesagt, dass die konsequente Anwendung des Handlungsschemas (der Regel) für "normale Entwicklung" logischer Weise in eine neue, bessere Lebenslage führen muss. So war es auch erwiesener Maßen - nur habe ich diese besseren Lebenslagen nicht als solche erkannt und in der Folge falsch gehandelt - das heißt, ich habe mich einfach an ein unpassendes Handlungsschema gehalten und bin weiterhin unbeirrt meinen Weg gegangen, Schlechtes ausmerzend und Gutes verstärkend.

Wie sich hier "im eigenen Leben" zeigte, gibt es also offenbar im Leben so etwas wie ein Gesetz: Nur das einer Lebenslage entsprechende Handlungsschema führt zur Verbesserung. Jedes andere, weil unpassende, Handlungsschema führt unweigerlich und zwangsläufig zur Verschlechterung der Lebenslage.

Haargenau dies ist im Fall unseres Instituts (bzw. in meiner pädagogischen Berufstätigkeit) eingetreten!

Hätte ich rechtzeitig erkannt, dass die bloße Tatsache vereinzelt auftretender Gegenströmungen eines der Merkmale einer besseren Lebenslage signalisierten, und hätte ich mich rechtzeitig mit jener Lebenslage ebenso intensiv auseinander gesetzt, wie mit der "normalen Entwicklung", dann wäre es nie so weit gekommen, dass die Gegenströmungen die Oberhand gewinnen konnten.

Was hatte ich übersehen oder falsch eingeschätzt? Lassen Sie uns noch einmal die Sache "logisch" betrachten:

Wenn sich eine "normale Entwicklung" ständig verbessert, dann muss sie doch zwangsläufig irgend wann in eine "sehr gute Lage" übergehen - ist das nicht klar? Ich meine, das ist logisch, und ich nenne eine solche Lebenslage "Wohlstand". Hier stellt sich die wichtige Frage, woran wird "Wohlstand" gemessen?

Kurzsichtig hatte ich mit Wohlstand einen gewissen "Überfluss" an Geld bzw. Vermögen verbunden. Nachdem ich aber jeden "Überschuss" in den Betrieb (oder weitere Partner) investierte, zeigte sich für mich (und für meine Familie) nie ein solcher "Überfluss". Wir lebten gut ... eben "normal" und hatten keine Ambitionen nach "Reichtum".

Scheinbar folgerichtig betrachtete ich "mich" und damit den Betrieb als in "normaler Entwicklung" befindlich, und beurteilte die Investitionen als "Behebung von Schwachstellen" oder "Vermehrung von Stärken" (also "Schlechtes ausmerzen" und "Gutes verstärken"). Das war ein fatales Fehlurteil!

Doch dieses Fehlurteil war erst der Anfang für größere, zunehmende Schwierigkeiten. Tatsächlich sind die Investitionen durchaus korrekte Maßnahmen für die Lebenslage "Wohlstand" - aber ich hatte die Lebenslage des Betriebes (wie meine eigene) als "normale Entwicklung" eingeschätzt und somit nach einem unpassenden Handlungsschema operiert.

Auch meine eigene Lebenslage hatte ich inkorrekt eingeschätzt, weil ich als Maßstab dafür den für mich (bzw. meine Familie) anfallenden Gewinn betrachtet hatte. Aber - hier kommt der wirklich "springende Punkt" ins Spiel: Meine großes Ziel sowohl für meine Berufstätigkeit als auch für unser Institut war ja zu keiner Zeit "maximaler Gewinn" sondern "eine neue Lernkultur"!

Ich hatte also meinen eigenen Fortschritt in Richtung auf mein Ziel ("eine neue Lernkultur" mit einem unpassenden Maßstab ("Gewinn") gemessen, statt mit einem der "neue Lernkultur" angepassten Maßstab. Und diese Fehleinschätzung war im Grunde die Keule, die mir am Ende fast das Genick gebrochen hätte. Warum? Nun:

Hätte ich rechtzeitig richtig erkannt, dass ich "meinen Erfolg" nicht am Gewinn hätte messen dürfen (denn der war von vielen Faktoren außerhalb meiner Wirksamkeit im Schaffen einer neuer Lernkultur abhängig!), sondern allein daran, wie viel "neue Lernkultur" ich schuf, dann wäre mir natürlich gleich klar gewesen, dass ich in dieser Hinsicht längst über die Lage "Wohlstand" hinaus gewachsen schon eine Lebenslage "Einfluss" erreicht hatte:

Es gab Hunderte Schüler und deren Eltern, auf die ich großen (und willkommenen) Einfluss ausgeübt hatte, es gab -zig (vielleicht sogar ein paar Hundert) Pädagogen, die durch meinen Einfluss erfolgreicher unterrichten konnten, und es gab -zig (vielleicht sogar Hundert) Menschen, die durch meine Ausbildung einen neuen Beruf - Pädagoge - erlernt hatten, der ihnen Freude und Erfolg einbrachte. Und ich hatte vor Tausenden Menschen Vorträge gehalten, die gut aufgenommen worden sind.

Ja ... ich hatte bestimmt eine - vielleicht noch bescheidene, aber dennoch klare - Einflussposition erreicht - aber nicht erkannt. Diese Fehleinschätzung führte zwangsläufig dazu, dass ich mit meinem Einfluss nicht angemessen umgegangen bin.

Ich hätte zum Beispiel dafür Sorge tragen müssen, dass andere Menschen in eigener Hauptverantwortlichkeit Teilbereiche übernehmen. Zwar habe ich dies in kleinen Bereichen - da aber im Rahmen der Betriebsorganisation - wohl richtig getan: Jeder meiner Pädagogen (beiderlei Geschlechtes) operierte eigenverantwortlich und selbständig, es gab keinerlei "Weisungsbindung". Wir waren ja auch als "gleichberechtigte Partnerschaft" organisiert, also als eine Gemeinschaft, die auf gut organisierte Weise für ein gemeinsames Ziel arbeitete.

Allen Beteiligten war völlig klar, dass wir mit zwei Bereichen zu tun hatten: Die Ausbildung lieferte ich und hatte in diesem Bereich "das Sagen". Die Ausübung der einschlägigen Tätigkeiten und ihre Aufgaben unterlag dem einzelnen Pädagogen, da hatte ausschließlich er "das Sagen" und war allein für sein Handeln verantwortlich.

Da gab es keinerlei Weisungen von meiner Seite. (Falls einschlägige Fragen aufkamen, lag das wieder im Bereich "Ausbildung", auch dann, wenn ich z.B. Korrekturen bei Schülern vornehmen musste.)

Mein Versäumnis (in dieser Hinsicht) führte schließlich dazu, dass alles zusammenbrach, nachdem "ich" ausgeschaltet worden war. Nicht nur dies, ja sogar dazu, dass sich alle Partner aus Verträgen mit mir "schlichen", weil ich ja "abgesägt" worden war. Niemand war da, der sich selbst aus eigenem Streben als "seiner Sache" annahm.

(Wir sehen so etwas täglich in der Demokratie: "Republik" - (lat. res publica) - heißt "Sache des Volkes" - aber WER sieht denn im Geschehen dieser (oder fast jeder anderen) Republik schon "seine Sache"? Wir alle schleichen uns doch ständig aus der Verantwortung, nicht wahr? Im Fall der Lernkultur gab es allerdings ein paar Ausnahmen, die ich hier ausdrücklich anerkennen möchte!)

Hätte ich meine persönliche Einflusslage richtig erkannt (und wäre ich mit ihr entsprechend umgegangen), dann hätte ich die auftretenden "Gegenstimmen" ganz und gar anders einschätzen können. Statt sie als "Störung" zu betrachten (und zu bekämpfen!) hätte ich sie als Indiz meines Einflusses werten können: Welcher Idiot hätte etwas bekämpfen wollen, das völlig unwirksam und ohne Einfluss ist?

Nur etwas, das sich wirksam und einflussreich erweist, kann Aufmerksamkeit bei jemanden erwecken, dem solche Wirksamkeit und solcher Einfluss erkennbar sind und als Gefahr für etwas Eigenes eingeschätzt wird.

Es wäre für mich vermutlich ein Leichtes gewesen, die von anderen in meinem Wirken bzw. in der "Neuen Lernkultur" gewitterte Gefahr richtig einzuschätzen, wenn ich meine Lebenslage richtig erkannt und beachtet beachtet hätte. Statt mich gestört zu fühlen und mich kämpfend zu verteidigen, hätte es möglicher Weise recht fruchtbare Optionen zur Zusammenarbeit gegeben, mit meinem Einfluss deren Probleme zu mindern.

Wegen meiner Fehleinschätzung kam es nie dazu, dass ich solche Möglichkeiten hätte erörtern können - soweit ist solches also bloße Fiktion. Ich gehe aber einfach davon aus, dass "im Großen" niemand Böses will - alle wollen nur das Gute. Woran sich die Geister wirklich scheiden, ist nicht die Frage nach Gut oder Böse - es ist der Standpunkt, von dem aus eine Sache als "gut, erstrebenswert" oder "böse, unerträglich" erscheint. Jemanden zu helfen, seinen Standpunkt zu verändern und so sein eigenes Streben nach "Gutes tun" auf ein besseres Ziel zu richten, ist gar nicht so schwierig.

Aber - es gibt auch Ausnahmen, ich habe in der Tat auch die Lehre gezogen, dass es "das Böse" in dieser Welt gibt, und zwar in Gestalt von Menschen, die buchstäblich alles, das sie als "besser als ich selbst" zu erkennen glauben, zerstören müssen: Für solche Menschen ist jemand, der offensichtlich "gut" ist, eine persönliche, äußerst gefährliche Bedrohung. Für sie ist völlig nebensächlich, was dieser "Feind" tut - die Tatsache, dass er als "besser" (also "wirksamer") wahrgenommen wird, reicht aus, um ihn als Feind zu erkennen, der vernichtet werden muss.

Das mag vielen Menschen völlig absurd erscheinen, doch ich bin ziemlich sicher, dass es so ist, und kann den Mann, der mich "besiegt zu haben glaubt" als anschauliches Exempel vorführen:

Wohin kann Macht ohne "gleichmächtigem" Geist führen?

Seine Aussage "ICH werde Ihnen das Handwerk legen" zeigt zweierlei auf:

  1. Erstens, mit der Aussage "WIR haben eine Schlacht verloren", offenbarte er hier seine persönliche Betroffenheit: Er stand als Anwalt allein (also ohne seinen Mandanten) mit dem Auftrag vor Gericht, meine Klage abzuwehren. Das Urteil, dass der Staatsverlag die Auflage vernichten musste, betrachtete er offenbar als persönliche Niederlage und "Schuld" gegenüber seinem Auftraggeber, die er unbedingt "wieder gut machen" wollte. (Er wollte also "Gutes"!)
  2. Zweitens, dass er mein Wirken (mein "Handwerk") als persönliche Bedrohung empfunden hat, obwohl er nie in der geringsten Weise mit meinem Wirken in Kontakt gekommen ist ... bis zu dem Zeitpunkt, wo er vor Gericht unterlegen ist. Er unterlag in einer Sache, die ihn selbst nicht in der geringsten Weise tangiert hatte - es war ein Betrieb des Österreichischen Staates, den er wegen einer illegalen Handlung vertreten sollte, und das offenbar nicht konnte. (Er war in dieser Sache nicht als Strafverteidiger vor Gericht, sondern als Anwalt, der versagt hat!)

Nur stand er hier offenbar vor einem Dilemma: Der wirtschaftliche Schaden der Staatsdruckerei konnte nicht "wieder gut gemacht" werden - der war unwiederbringlich eingetreten. Die für den Fall in Wahrheit Verantwortlichen - nämlich der Autor, der "Mist" geschrieben hatte und der (Abteilungs-) Leiter (der Staatsdruckerei), der ihn lancierte - waren für ihn nicht "greifbar". Wer aber war greifbar? Offensichtlich der Kläger, dem er hier gegenüber stand.

Für ihn, die Person (nicht der Anwalt, nicht der Jurist, nein die "Privatperson"!) war ganz klar: "DIESER Mann, der Kläger, ist schuld an meiner Misere, ER muss bestraft werden!"

(Man möge sich selbst über den "Geist dieser Schlussfolgerung" seine Gedanken machen!)

Diese Verhandlung war seine überhaupt erste Begegnung mit mir, wir hatten nie zuvor irgend etwas miteinander zu tun. Um wie viel würde meine "Strafe" den Schaden seines Auftraggebers mindern! Er konnte dort nur berichten "dem habe ich das Handwerk gelegt!" Wie sich dies in der Bilanz des Unternehmens auswirkte, bleibt wohl auf ewig schleierhaft. Wo liegt die Grenze zwischen Rechtsprechung und persönlicher Rache?

Wegen einer solchen Geisteshaltung wurde ich - ein kleiner, im Grunde für den Staat, für die Staatsdruckerei, für den Richter und den Anwalt völlig unbedeutender Mann - ohne mein aktives Zutun zum Feind eines "großen" Mannes, der offenbar "kraft Netzwerken" über schier unermessliche Macht verfügte, und der keine Skrupel kannte, diese Macht auch für seinen Rachefeldzug einzusetzen.

Ich will hier nicht behaupten, er habe "Böses im Schilde" geführt, indem er mich zum Ziel seiner Rache erkor. (Ob das vernünftig, logisch oder auch nur verständlich war, sei dahin gestellt!) Ich verstehe jeden der sich gegen etwas wehren will, von dem er sich bedroht fühlt - so etwas gehört wohl zum Spiel des Lebens!

Macht ohne Ethos macht kriminell

Völlig anders aber sehe ich die Tatsache, welche Kräfte und Mittel für eine persönliche Rache eingesetzt werden. Wenn diese Kräfte und Mittel nicht eigene sondern die anderer, Unbeteiligter, oder gar "Eigentum der Allgemeinheit" sind, dann gehört meines Erachtens eine beachtliche Portion "böse Absicht" oder "kriminelle Energie" dazu.

Ja, ich habe "gelernt", dass das Böse in unserer Kultur - in Menschengestalt - existiert und nur zu oft in ehrsamen Kleid erscheint. Weil es aber - wie in diesem Fall - offensichtlich einer gewissen un-erwachsenen Geisteshaltung bedarf, wurde mein Glaube an das Gute davon in keiner Weise geschmälert.

Und ich habe gelernt, dass ich in meiner eigenen Lebensführung aufmerksamer und wachsamer sein muss, also sorgfältiger auf meine "tatsächliche" bzw. "herrschende" Lebenslage und ihre korrekte Behandlung achten muss.

Zudem habe ich gelernt, dass ich in den Dingen, die geschehen, nicht nur "das Gute" sehen muss, sondern auch dem "Bösen" in zumindest gleich bedeutender Weise eine Existenz zubilligen sollte. Dass ich also Bösem, das ich als solches wahrnehme, seine Existenz anerkennen und es in meiner Bewertung und meinen Entscheidungen berücksichtigen muss - genau so, wie ich dies dem Guten schon immer zugebilligt habe. Ich bin also ganz gewiss nicht zum Schluss gekommen, "das Böse ist immer und überall", aber doch, dass ich es rechtzeitig wahrnehmen kann und in meinen Entscheidungen entsprechend berücksichtigen werde.

Ich danke herzlich für Ihr Interesse und Ihren Besuch und
wünsche Ihnen das Beste!
Helmut W. Karl

Copyright Helmut W. Karl © 2015

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Zum Titelbild: Wasser und der weite Horizont bilden gewisser Maßen das Sinnbild für alle Artikel in dieser Sait.

Der Slogan "Geisteshaltung 2.0": In Anlehnung an den Brauch, im Web Entwicklungs­ver­sionen wie z.B. "Web 2.0" anzuführen, steht diese scherzhafte Floskel für die Idee, unser gei­stiges Bewusstsein durch neue Betrachtungen und Überlegungen zu erneuern und aufzufrischen.

Das Motto "Frischer Geist in alte Flaschen" geht auf ein sehr nettes Büchlein "Der Geist in der Flasche" zurück, in dem sich "der Geist" die bewegende Frage stellt "Bin ich eine Flasche oder hab' ich eine?" Mein Gedanke dazu war: Rüttle den Geist, der sich als Flasche sieht, auf und gib ihm ein frisches Leben!

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Copyright dieser Seite Helmut W. Karl (Impressum), Text publiziert 07Sep2015